Spätgotischer Ketteneinband

Originaler, spätgotischer Ketteneinband mit Kettenhaken und wohl etwas späterer Kette. Reich blindgeprägtes Kalbsleder über massiven Holzdeckeln. Rechteckig und diagonal verlaufende Streicheisenlinien. In den Feldern reichhaltige Blindprägungen mit Blüten- und Lilienstempeln. Inhalt: Inkunabel mit der seltenen ersten Ausgabe des bedeutenden Kirchenrechtswerkes des Gratianus (um 1095–1159), der das kirchenrechtliche Schrifttum aus verschiedenen Sammlungen zum ersten Mal wissenschaftlich zusammentrug und dadurch zum Begründer der kanonischen Rechtswissenschaft wurde. "Decretu(m) Gratiani su(m)mo studio elaboratu(m): correctu(m) & cu(m) libris Biblie accurate concordatum". Mit der Glossa ordinaria von Johannes Teutonicus in der Bearbeitung von Bartholomaeus Brixiensis. Mit Gedicht und Brief an den Leser herausgegeben von Sebastian Brant, gedruckt bei Johann Froben in Basel, 1493. Schöner, in Rot und Schwarz gedruckter, vollständiger und bestens erhaltener Scholiendruck, gebunden in einem originalen, spätgotischen Ketteneinband. In gotischer Type, zweispaltiger Druck mit für Kommentardrucke typischen Inter-linearglossen. Die Kommentare in kleinerer Type gedruckt. Rückseitig auf dem Titel ein großer Holzschnitt, Gratian darstellend, wie er in seinem Studierzimmer die Decretalen sammelt, umrahmt von einer Einfassung mit biblischen Halbfiguren und denen von vier Kirchenvätern. Der Holzschnitt stammt vom Meister des Verardus. Darunter das Gedicht von Sebastian Brant. Tausende große und kleine gedruckte Lombarden in Rot. Buchblock vorn mit handschriftlichem Titel. Blattgröße: 22 x 15 cm. Vollständig mit 520 nicht num. Blatt. Zwei intakte Schließen. Schließbänder kaum sichtbar erneuert. Guter Zustand des Einbandes. Deckelleder berieben, beschabt und mit perfekt restaurierten Lederfehl-stellen sowie Wurmlöchern. Fachgerechte Restaurierung. Rücken erneuert. Ketteneinbände verwendete man meist in Klöstern und Kirchenbibliotheken. Die Mönche befestigten bei häufig zu gebrauchenden Büchern Ketten an den stabilen Holzdeckeln, die sie entweder mit einem Kettenhaken oder einem Kettenring an das Buchpult hingen und das Buch somit am Lesetisch fixierten. Auf überlieferten Illustrationen sieht man die Ketteneinbände auch häufig aufgereiht an Balken hängen. Ketteneinbände sind äußerst rar, da sie meist, da nicht mehr benötigt, demontiert wurden. Sehr gutes und genuin erhaltenes Exemplar. Sauberer Druck auf festem, klangvollem Büttenpapier. Erste Blatt leicht fingerfleckig. Gleichmäßig leicht gebräunt. Einige wenige Blatt in den Außenrändern etwas wasserrandig. Die ersten 50 und die letzten 10 Blatt mit Wurmlöchern in Rand und Text, ein Blatt mit kleinem Eckabriss ohne Textverlust. Im Bug etwas knittrig. Einige wenige alte Kennzeichnungen. Wohlerhaltenes Exemplar ohne Beschädigungen, Risse oder Fehlstellen.

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Spätgotischer Klosterband Spätgotischer Klosterband
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